Auch dieses Jahr beging der KSV Schaufling seinen Jahrtag gemeinsam mit dem Goldsteigfest. Neben vielen Bürgerinnen und Bürgern, Ehren- und Festgästen sowie den zahlreichen Abordnungen unserer Ortsvereine beteiligten sich ebenfalls auch wieder die befreundeten Krieger- und Soldatenvereine aus Hunding, Auerbach, Mietraching, Greising zahlreich daran. Der Gottesdienst mit anschließender Andacht durch Pfarrer Philipp Höppler am Kriegerdenkmal bildete den angemessenen Rahmen um diese wichtige gedenken im angemessenen Rahme zu begehen. Hierfür Dankeschön allen die dabei waren. Nach den abschließenden Worten des Bürgermeisters und dem sich anschließenden Festzug fand man sich zum gemeinsamen Mittagessen im Rahmen des Goldsteigfestes am Dorfplatz ein.
Worte des Bürgermeisters zum KSV-Jahrtag 2023:
Sehr geehrter Herr Pfarrer Philipp Höppler,
liebe Mitglieder des Krieger- und Soldatenvereins Schaufling, werte anwesende Mitglieder der Krieger- und Soldatenvereine aus den benachbarten Ortschaften Hundin, Auerbach, Greising und Mietraching. Werte Ehrengäste.
Sehr verehrte anwesende Mitglieder und Vertreter unserer Schauflinger Ortsvereine, liebe Bürgerinnen und Bürger sowie Besucher des heutigen Jahrtages unseres Krieger- und Soldatenverein Schaufling.
„Menschen, die ihre Geschichte nicht kennen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen!“
Ein bekanntes Zitat, dessen genauer Ursprung bis heute nicht wirklich überliefert ist. Gleichwohl, sagt es all das aus, weswegen wir heute hier zusammenstehen.
Wenn wir uns die Geschichte der Völker und der Menschheit selbst ansehen, finden wir immer WIEDER Fehler, die sich ständig wiederholen. Obwohl jeder Mensch weiß, wie schrecklich Krieg sein kann, erinnern wir uns an Völker, die sich seit Anbeginn der Zeit in ständigem Kampf befinden, ohne Lösungen zu finden.
Wir blicken auch auf wiederholt schwere Wirtschaftskrisen, die unsere kapitalistische Welt seit Jahrzehnten plagen. Nach dem gefürchteten Börsencrash von 1929, bei dem Millionen Menschen durch Spekulation und grenzenlosen Ehrgeiz ruiniert wurden, haben wir 2008 das selber wieder erlebt. Bekannte Fehler systematisch wiederholt. Und es sieht nicht so aus, als wäre dies das letzte Mal gewesen, dass so etwas passiert.
Auf europäischer Ebene gab es viele, die versucht haben, den ganzen Kontinent zu beherrschen. Alexander der Große reiste durch Asien und annektierte eine Reihe von Territorien. Die Römer, Napoleon Bonaparte und sogar der Diktator Adolf Hitler versuchten es – erfolglos. Geschichte, die sich wiederholt…
Und aktuell müssen wir hier bei uns in Europa erneut mit ansehen, wie Großmannssucht ganze Landstriche in Schutt und Asche legt. Menschen und Tiere tötet… und damit unermesslichen Schmerz mit sich bringt.
Seit 78 Jahren herrscht Frieden in UNSEREM Land. Jedoch – die Ukraine ist nicht weit weg. Und der Krieg – holt uns ein. In vielen Haushalten sind steigende Heizkosten und steigende Strompreise eine Sorge, die unmittelbar mit diesem Krieg zusammenhängen. Hinter der nächsten Heizkosten- oder Stromabrechnung steckt mehr als nur teure „Zahlungen“: Sie führen uns zu der essenziellen Frage, wo Europa steht und welche Werte es in die Welt hinausträgt.
Die Geschichte hat die Tendenz, sich zu wiederholen. Wenn die Erinnerung verblasst, können Ereignisse aus der Vergangenheit zu Ereignissen der Gegenwart werden. Einige, wie der Autor William Strauss und der Historiker Neil Howe, argumentieren, dass dies auf die zyklische Natur der Geschichte zurückzuführen ist – die Geschichte wiederholt sich und fließt auf die Generationen zurück.
Ich persönlich jedoch bin fest davon überzeugt, dass es diejenigen sind, welche sich nicht in Besonnenheit an vergangenes erinnern können oder wollen, die letztendlich immer wieder vor den gleichen unguten Szenarien stehen werden; bereits erlebtes „Schlechtes“ immer wieder erfahren müssen…
Daher sind gerade solche Veranstaltungen wie die heutige eine der wichtigsten im Jahr. Und deshalb glaube ich liegt es an jedem Einzelnen von uns der heute da ist, sich bewusst zu machen WARUM er hier ist!
„Ned das er einfach do is, weil‘s zum guadn Ton g’hört“, wie es leider vielleicht viel zu oft auch der Fall sein könnte. Sondern dass er hier ist, weil er sich seiner eigenen Pflicht bewusst ist und Andenken halten WILL – Andenken daran, was war und nie wieder sein darf.
Hierzu laden uns die Krieger- und Soldatenvereine an ihren Jahrtagen – so wie auch heute hier bei uns in Schaufling – jedes Jahr auf das Neue ein. Nehmen wir es bewusst und dankbar an, was sie uns dadurch schenken: Einen traditionsbewussten und verantwortungsvollen GEMEINSAMEN Umgang mit den dunklen Stunden unserer Vergangenheit, mit dem Schmerz und auch der Erinnerung und damit ein Erinnern im wichtigen angemessenen Rahmen.
Denn, die Arbeit am Frieden beginnt jeden Tag aufs Neue. So sollte FRIEDEN für jeden von uns der erste Gedanke sein, der uns bereits morgens täglich begleitet: Das kann damit beginnen, in sich selbst den Frieden zu finden. Seinen Mitmenschen mit Güte und Wertschätzung zu begegnen.
Das aber auch „groß zu denken“: Was kann ich tun, das ich selbst zum Frieden – ja, auch weltweit – beitrage? Es darf nicht nur Aufgabe der Verantwortungsträger und Politiker sein immer wieder daran zu appellieren. Es ist für jeden persönlich die Aufgabe sich die Gedanken zu machen, was man zum Frieden beitragen kann; was man ganz individuell dazu beisteuern kann, dass Friede in unserer Welt seine Wahrnehmung in dessen elementarer Wichtigkeit halten und behalten kann.
Sich aktiv für den Erhalt von Demokratie einsetzen. Den Staat nicht als Dienstleistungsbetrieb für die eigenen Ansprüche ansehen, wie ein Kunde der darauf wartet bedient zu werden. Sondern als unsere ureigenste GEMEINSAME Aufgabe begreifen. Mit allen Rechten UND aber auch den entsprechenden Pflichten.
Dialoge suchen, Teilhaben.
Verantwortung tragen dafür, dass Menschen nicht übereinander sondern miteinander reden.
Und auch einstehen dafür, dass Veranstaltungen wie die heutige nicht zu einer Randgruppenveranstaltung verkommen. Sie brauchen in der heutigen Zeit mehr an Bedeutung denn je. Gerade auch die junge Generation – unsere Kinder und Jugendlichen, die Verantwortungsträger von morgen – sie dafür zu sensibilisieren was ein heutiger Tag bedeutet und des es sich MEHR als nur lohnt hier dabei zu stehen und nicht zu vergessen was war!
Es ist unser aller Verpflichtung; der Vergangenheit und allen Opfern gegenüber so wie auch mit dem Blick in die Zukunft, welche wir nur gewohnt friedlich zeichnen können, wenn es uns das Wert ist, dass wir die Geschichte und ihre dunklen Kapitel niemals vergessen – LASSEN.
Wenn wir nun anschließend weiterziehen – weiterziehen KÖNNEN um feiern zu DÜRFEN… So möchte ich jeden von uns auffordern es zu bedenken, stets und fortwährend: Welches Privileg dies ist! Und was unser ganz eigener täglicher Einsatz hierfür bedeutet und sein kann… Sein muss!
Denn bei sehr vielen Menschen – auch ganz in der Nähe – ist dies keine Selbstverständlichkeit…
Eine Realität, welcher wir alle aufmerksam, mit offenen Augen und Ohren stets Verantwortung tragen müssen ob ihrer alltäglich oft unscheinbaren Fragilität.
Dankeschön!
Robert Bauer, Bgm.