Ein Wirtshaus ist nicht nur ein Ort, an dem man Essen und Trinken kann, sondern vor allem wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl, es ist sozialer Treffpunkt und somit ein Stück Lebensqualität. Dessen ist sich auch die Gemeinde Schaufling bewusst und hatte deshalb viele Register gezogen, um das Gasthaus in der Dorfmitte zu erhalten. Dafür nimmt die Kommune viel Geld in die Hand und kann dank LEADER sogar von EU-Geldern profitieren.
Rückblick: 2017 konnte die Gemeinde Schaufling die Versteigerung des sogenannten „List-Anwesens“ verhindern und so erreichen, dass die Dorfmitte nicht in die Hände von Investoren fiel. Bürger konnten ihre Ideen zur Nutzung des Areals einbringen und es wurden Mittel der Städtebauförderung bewilligt. Das Gasthaus sollte in jedem Fall erhalten bleiben und so geeignete Räume für Vereine und Gemeinde geschaffen werden. Zudem war die Schaffung eines Bürgersaals das erklärte Ziel.
Mittlerweile ist der Umbau in vollem Gang und soll Anfang 2025 abgeschlossen sein. Gefunden ist auch schon ein Pächter, ein entsprechender Vertrag wurde bereits im vergangenen Jahr unterzeichnet. Seither ist Bürgermeister Robert Bauer in ständigem Austausch mit den zukünftigen Wirtsleuten Karl und Andi Jakob. Sie haben Erfahrung, betreiben sie doch bereits ein Lokal in Eging am See. Die beiden Brüder können als künftige Pächter mit ihren Familien und mehr als 15 Mitarbeitern auf eine über 20-jährige Gastronomieerfahrung zurückblicken. Sie planen für Schaufling eine junge, gut bürgerlich moderne Küche mit vielen Variationsmöglichkeiten – gerade im bayerisch-böhmischen Bereich.
Mehr als nur gutes Essen
Die Gesamtkosten für die Innenausstattung des Gasthauses belaufen sich für die Gemeinde auf rund 240 000 Euro und die Chancen stehen sehr gut, mittels LEADER-Förderung 61 000 Euro aus EU-Mitteln zu generieren. Die sind vornehmlich für die Möblierung des Gasthauses gedacht. Die LEADER-Aktionsgruppe (LAG) des Landkreises sieht in dem Projekt wichtige Ziele erfüllt: die nachhaltige Entwicklung des Tourismus, Naherholung, Kultur und die regionale Identität werden positiv beeinflusst. Schließlich schließt der Gasthof eine Angebotslücke im Bereich der Ruselregion und bildet somit auch die Voraussetzung, das touristische Angebot aufrechtzuerhalten. Der Ort wird neu belebt und so dem langsamen, aber sicheren Sterben der Ortsmitte vorgebaut. Klar ist es auch eine Verbesserung der Nahversorgung für die Bürger, vor allem aber wird mit der Wiedereröffnung des Gasthauses eine Wiederbelebung der Gemeinschaft einhergehen. Schließlich ist und bleibt ein Wirtshaus der Dreh- und Angelpunkt für Geselligkeit, Feste, Feiern, Zusammenkünfte und nicht zu vergessen Stammtische, denn die gehören zur bayerischen Kultur.
Diese Förderung betrifft nur das Gasthaus, doch die Gemeinde Schaufling hat einen weiteren Antrag gestellt und der betrifft die grundsätzliche Reaktivierung der Dorfmitte und des Ortskerns. Im Gasthaus integriert werden soll deshalb auch ein barrierefrei zugänglicher Bürgersaal inklusive Bürgerbüro. Letzteres soll eine Anlaufstelle für Gemeindebürger und Touristen gleichermaßen werden. Im Bürgersaal wird Platz für öffentliche Veranstaltungen geschaffen. Der Gesamtkostenpunkt liegt bei rund 535 000 Euro. Alleine die medienpädagogische Grundausstattung sowie das Interieur für den Saal, Vereinsräume und Bürgerbüro verschlingen 225 000 Euro. Hier darf Schaufling ebenfalls auf LEADER-Mittel hoffen.
Die gesamte Maßnahme zur Wiederbelebung der Dorfmitte wird die stolze Summe von zehn Millionen Euro kosten. „Ohne die guten Fördersätze wäre diese Baumaßnahme für die Gemeinde ein zu großer Posten. Es ist deshalb großartig, dass wir von den guten Fördersätzen der Städtebauförderung profitieren und für das Mobiliar auch auf LEADER-Mittel hoffen können. Letztlich wird so unser Eigenanteil bei rund 3,4 Millionen Euro liegen“, betont der Schauflinger Bürgermeister Robert Bauer.
Und auch das sind Beispiele für Orte im Landkreis, in denen Bürger zusammenkommen, sich begegnen und Leben stattfindet und in denen EU-Mittel stecken: Neubau des Pfarrsaals in Schwanenkirchen, Sport-Gemeinschaftshaus Künzing, Bürgerzentrum Grattersdorf oder der Generationentreff in der ehemaligen Krankenhauskapelle Metten.
Sprung ins kalte Wasser
Dank LEADER-Förderung gelingt in Metten heuer etwas ganz anderes: Der Sprung ins kalte Wasser – genauer gesagt in das Naturfreibad, das noch dazu behindertengerecht konzipiert ist. Dieses Beispiel zeigt, dass eine bessere Türe aufgehen kann, wenn eine alte mit Wucht zufällt. Da die wasserrechtliche Erlaubnis für das Mettener Freibad im Sommer 2024 endet, war die dringend nötige Sanierung ein stetes Thema im Marktgemeinderat. Jedoch waren die veranschlagten Sanierungskosten in Höhe von 7,5 Millionen Euro – bei Erhalt der gesamten Wasserfläche und als Chlorbad mit Edelstahlbecken – für den Markt Metten nicht leistbar. Zudem sind die Betriebskosten für das Chlorbad von rund 250 000 Euro jährlich für den Markt viel zu hoch und die für den Chlorbetrieb gesetzlich vorgeschriebenen „Fachkräfte für Bäderbetriebe“ auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht verfügbar. Im Jahr 2020 begann die Suche nach Alternativen, denn, dass das Freibad für die Bürger, Wasserwacht und vor allem für die Kinder zum Schwimmen lernen erhalten bleiben soll, war erklärtes Ziel.
Verschiedene Naturbäder wurden zusammen mit LAG-Managerin Stefanie Vornehm und den Marktspitzen besucht. Was man dort sehen konnte und von den Verantwortlichen erfuhr, überzeugte und das Projekt „Inklusives Naturfreibad Metten“ kam ins Rollen – inklusiv deshalb, weil im Nichtschwimmerbecken eine Rampe für Rollstuhlfahrer eingebaut wird. Auch die Wasserqualität eines Naturfreibads mit biologischer statt chemischer Wasseraufbereitung erfüllt höchste Ansprüche: sie ist gemessen an der Anzahl der Keime fünfmal besser als ein „ausgezeichneter“ Badesee.
In diesem Sommer noch wird das Naturfreibad in Metten Erholung und Erfrischung für viele Menschen der Region, mit oder ohne Behinderung, bieten. Ist der Winter streng, kann die Wasserfläche sogar für Schlittschuhfahrer Spaß bringen. Der Kinderspielplatz kann ganzjährig von den Kids genutzt werden und der Kinderbachlauf ist ein Sonderbonus.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 3,8 Millionen Euro, rund 645 000 Euro gibt es aus LEADER-Mitteln.
Text und Bilder: Angelika Gabor