Mit einem großen Festakt hat die Gemeinde Schaufling die Eröffnung des Jubiläumsjahres zur ersten urkundlichen Erwähnung vor 725 Jahren im Schauflinger Pfarrsaal gefeiert. Die Festrede über die Geschichte der Gemeinde Schaufling gestalteten Heimatchronist Andreas Schröck und Kreisheimatpfleger Florian Jung. Vorausgegangen war ein feierlicher Gottesdienst, den Pfarrer Philipp Höppler und Kaplan Peter Bosanyi gemeinsam zelebrierten. Der Pfarrer freute sich, zahlreiche Gäste begrüßen zu dürfen und wünschte den Verantwortlichen Gottes Segen und ein gutes Gelingen bei den zahlreichen Veranstaltungen des Festjahres. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom „Effata-Chor“ und dem Chor „Aufwind“.

Im Anschluss an den Gottesdienst konnte Bürgermeister Robert Bauer zahlreiche Gäste im Schauflinger Pfarrsaal begrüßen (s. Begrüßungsliste unten). Sein besonderer Gruß galt dabei Staatsminister Christian Bernreiter, der als Schirmherr gewonnen werden konnte und Landrat Bernd Sibler mit Stellvertreter Josef Färber sowie Prior Pater Vinzenz vom Kloster Niederalteich. Bauer freute sich über die zahlreiche Beteiligung am Eröffnungsfestakt zur 725-Jahr-Feier und dankte allen, die an der Vorbereitung und Verwirklichung unter der Federführung von Isabell Obermayer beigetragen haben sowie bei den Verantwortlichen für die zahlreichen Veranstaltungen das ganze Jahr über. Musikalisch gekonnt umrahmt wurde die Feierstunde von Simon Berndl auf seiner Diatonischen.

Prior Frater Vinzenz Proß vom Kloster Niederalteich überbrachte die Grüße von Abt Marianus Bieber und gratulierte zum 725-jährigen Jubiläum, an dem auch das Kloster Niederalteich als früherer Inhaber der Grundherrschaft im Gemeindegebiet maßgeblich beteiligt war. Der „Dreiberg“ im Gemeindewappen verweist noch heute auf die Verbindung mit dem Kloster Niederalteich. Vinzenz regte an, dass man neben den Problemen wie Pandemie und Krieg die positiven Dinge in den Blick nehmen sollte: Man müsse „die Geschichte kennen, die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“. Er wünschte allen Verantwortlichen und Gästen Gottes Segen und einen schönen Verlauf des Jubiläumsjahres.

Staatsminister Christian Bernreiter freute sich darüber, die Schirmherrschaft für die Feierlichkeiten übernehmen zu dürfen, die zum Ziel haben sollten, die Gemeinschaft zu stärken und die Probleme der Zeit gemeinsam anzugehen. Das Schauflinger Gemeindegebiet sei mit einer herrlichen Landschaft mit Ausblicken weit in das Donautal hinein gesegnet und diene nicht nur als Naherholungsgebiet für die angrenzende Stadt Deggendorf. Auch er selbst „erwandere“ seine Heimat gerne und erfreue sich an der unberührten Natur, die es zu schützen gelte. Als ehemaliger Landrat kenne er die Gemeinde Schaufling sehr gut und habe selbst bei Problemlösungen wie z. B. der Wasserversorgung mitgewirkt. Auch die Städtebauförderung habe vieles bewirken können, wie z. B. auch das derzeitige Entstehen der neuen Dorfmitte in Schaufling. Der Minister wünschte viele Begegnungen im Jubiläumsjahr und der Gemeinde und den Verantwortlichen alles erdenklich Gute. Zum Schluss seiner Ansprache überreichte Bernreiter die auf eine Holztafel gebrannte Kopie der Urkunde mit der ersten urkundlichen Erwähnung Schauflings aus dem Jahr 1298.

Staatsminister Christian Bernreiter (Mitte) übergibt die Nachbildung des Urkundenauszuges als Holzdruck unter Beisein von Mostkonigin Lisa I. (Links) an Bürgermeister Robert Bauer (Rechts)

Landrat Bernd Sibler glänzte zu Beginn seiner Ansprache mit geschichtlichem Wissen aus dem Zeitraum um 1298 und freute sich, dass sich bis heute eine „wunderbare Gegend“ erhalten habe, die er auch selbst gerne erwandert. Er dankte den Verantwortlichen für das historische Bewusstsein und das beeindruckende Programm, das für das Festjahr auf die Beine gestellt werden konnte. Es zeuge von Zusammenhalt, wenn die einzelnen Ortschaften der Gemeinde mit eingebunden werden und er freute sich auch darüber, dass mit dem neuen Bürgerzentrum ein Ort für die Gemeinschaft und das Zusammentreffen geschaffen werde. Einmal mehr zeige sich der Erfolg, wenn man „nicht in Problemen, sondern in Lösungen“ denke.

Nach den Grußworten folgte der gemeinsame Festvortrag von Heimatchronist Andreas Schröck und Kreisheimatpfleger Florian Jung, der zu gegebener Zeit auch noch einmal für die Öffentlichkeit vorgetragen wird. Der Bericht umfasste den Zeitraum der 725 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung und wurde mit viel Hintergrundwissen und auch kleinen Anekdoten gekonnt vorgetragen (siehe separaten Bericht).

Von links nach rechts: Bürgermeister Robert Bauer, Staatsminister Christian Bernreiter, Mostkönigin Lisa I., Heimatchronist Andreas Schröck, Kreisheimatpfleger Florian Jung, Prior Frater Vinzenz und Landrat Bernd Sibler.

Abschließend dankte Bürgermeister Robert Bauer den Festrednern und allen Ehrengästen für die Teilnahme an der Feierstunde und lud anschließend zum Eintrag ins „Goldene Buch“ der Gemeinde Schaufling ein. Christian Bernreiter, Bernd Sibler, Frater Vinzenz Proß, Andreas Schröck und Florian Jung kamen der Bitte gerne nach. Zum Ausklang des Festabends lud der Bürgermeister zu einem Stehempfang im Pfarrsaal ein, mit weiterer musikalischer Unterhaltung durch Simon Berndl.

Christian Bernreiter, der bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Schaufling.

Begrüßungsliste:

Bürgermeister Robert Bauer konnte zur Feierstunde zahlreiche Ehrengäste begrüßen:

Prior Frater Vinzenz, Pfarrer Philipp Höppler, Kaplan Peter Bosanyi, Schirmherr Staatsminister Christian Bernreiter, Landrat Bernd Sibler mit Stellvertreter Josef Färber, Altbürgermeister, Ehrenbürger und Bürgermedaillenträger Hermann Hackl, Ehrenbürger und Bürgermedaillenträger Alois Tannerbauer, die Bürgermedaillenträger Elisabeth Linzmaier, Sigurd Wagner und Gerhard Spannmacher, Mostkönigin Lisa I., die Festredner Heimatchronist Andreas Schröck und Kreisheimatpfleger Florian Jung, die Altbürgermeister der VG-Gemeinden Alfons Gramalla, Josef Streicher und Ferdinand Brandl, die Bürgermeister der VG Lalling Michael Reitberger und Robert Schwankl, die Bürgermeister der ILE Sonnenwald, die Gemeinderäte, von der VG Lalling Manfred Hunger, Patrick Eder und Isabell Obermayer, die Mitglieder vom Wander- und Tourismusstammtisch Schaufling, Werkleiter Hermann Gruber von Waldwasser, Vertreter des Deggendorfer Geschichtsvereins und die Vertreter der örtlichen Vereine.

Text und Fotos: Bernhard Süß


 

Die Geschichte der Gemeinde Schaufling von 1298 bis 2023

Andreas Schröck und Florian Jung: Wissenswertes aus der Vergangenheit

In ihrer Festrede im Rahmen des Festaktes zur Eröffnung des Jubiläumsjahres anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Schauflings vor 725 Jahren befassten sich Heimatchronist Andreas Schröck und Kreisheimatpfleger Florian Jung in einem gemeinsamen Vortrag mit der Geschichte Schauflings  in diesem Zeitraum:

Das Gebiet der heutigen Gemeinde ist vor allem vom Kloster Niederaltaich kolonisiert worden. Nach einer Urkunde, die sich auf das Kloster Niederaltaich bezieht, erwarb 1298 ein Rapato de Schaufling von Chunradus de Reichinden (heutiges Ragin) einen ¼ Hof auf Erbrecht. Der Kauf wurde vom Kloster als Grundherrn bestätigt. Die Originalurkunde wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt. Für Schaufling ist dies die erste urkundliche Erwähnung, worauf sich das diesjährige Jubiläum bezieht. Wann sich jedoch im heutigen Schauflinger Gebiet erstmals Menschen niedergelassen haben, ist nicht bekannt.

Im östlichen Bereich der heutigen Gemeinde war Mitte des 18. Jahrhunderts noch immer vor allem das Kloster Niederaltaich begütert, westlich davon neben dem Kloster unter anderem verschiedene Kirchen der Umgebung. Haupterwerbsquelle war weithin die Landwirtschaft. Im Rahmen der Säkularisation wurde 1803 das Kloster Niederalteich aufgehoben: Die Bauern konnten nun über Grund und Boden selbst verfügen, das heißt Flächen kaufen/verkaufen und anbauen, was sie wollten. Auch aufgrund anderer Verbesserungen in der Landwirtschaft (Maschineneinsatz) kam es langfristig zu einer Ertragssteigerung und zu Bevölkerungswachstum.

Von links: Andreas Schröck und Florian Jung bei ihrem Vortrag.

Bereits 1908 wurde das Lungensanatorium Hausstein eröffnet, nach mehreren Umbrüchen der Zeit wurde daraus eine heute noch renommierte Rehabilitationsklinik. 53 Männer aus dem heutigen Schauflinger Gemeindebereich mussten im ersten Weltkrieg ihr Leben lassen. 1917 musste die Pfarrei auch zwei Kirchenglocken abliefern. Die ersten Gebäude im Bereich der Ortschaft Schaufling standen im Bereich des heutigen „Alt-Schaufling“, die Gemeinde Schaufling ging aus den früheren Gemeinden Nadling und Urlading hervor. 1937 wurde die Gemeinde Nadling in „Schaufling“ umbenannt. Im Vortrag wurden auch die Unruhen durch den zweiten Weltkrieg mit den damit verbundenen rechtlichen Umbrüchen ausführlich thematisiert. Bauwerke vom geplanten Bau einer „Reichsautobahn“ sind noch heute zu besichtigen oder stehen zwischen Klessing und Deggendorf sogar heute noch unter Verkehr der heutigen Staatsstraße St 2133 (frühere Kreisstraße DEG 1 – gebaut in diesem Bereich 1977).

Die Gemeinde Schaufling hatte 1946 insgesamt 1.583 Einwohner, davon 343 Flüchtlinge, Evakuierte, Ausländer und Staatenlose. Urlading: 675 Einwohner (183 Flüchtlinge);Die Unterbringung so vieler Menschen bereitete auch in den beiden Gemeinden große Probleme. Viele von uns wissen noch aus Erzählung unserer Vorfahren, dass Flüchtlinge kurzerhand in Häuser eingewiesen wurden und es deshalb oft zu Konflikten kam. 71 Männer mussten im zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen, 25 gelten als vermisst. Beim Einmarsch der Amerikaner waren am 28. April 1945 keine Menschenleben zu beklagen, obwohl mitten in Schaufling Panzersperren errichtet worden waren.

Nach Überwindung der größten Probleme erlebte die Gemeinde Schaufling mit zunehmend besserer finanzieller Ausstattung durch den Staat einen gewissen Aufschwung, Schulhäuser und ein Gemeindehaus wurden gebaut. 1968 wurde mit den Arbeiten am bisher größten Straßenbauprojekt in der Geschichte des Landkreises Deggendorf begonnen: Die heute noch bestehende Kreisstraße DEG 25 (Schaufling-Rusel) wurde in unwegsamem Gebiet komplett neu trassiert und verband nun Schaufling mit der Rusel. Bereits 1971, also noch vor der Gebietsreform, wurde die Gemeinde Urlading aufgelöst, das Gebiet zwischen Schaufling und Auerbach aufgeteilt.

Mit der Gebietsreform 1972 wurde die Gemeinde Schaufling schließlich mit den Gemeinden Hunding und Grattersdorf in die Verwaltungsgemeinschaft Lalling eingegliedert. In den 1980er Jahren war Schaufling die einzige Landkreisgemeinde ohne öffentliche Wasserver- und -entsorgung (Hemmschuh für die Entwicklung der Kommune). Nach Überwindung großer Schwierigkeiten ist schließlich eine Lösung gelungen und Schaufling konnte sich mit Neubaugebieten und Erneuerung der Infrastruktur bis heute stetig weiter entwickeln.

Text und Fotos: Bernhard Süß