Wo kommt unser Trinkwasser her? – Interessante Antworten aus erster Hand

Auf Initiative von Bürgermeister Robert Bauer (Schaufling) konnten Interessierte der VG Lalling die Wasserwerke Moos und Flanitz sowie die Trinkwassertalsperre bei Frauenau besichtigen. Mit dabei waren auch die Bürgermeister Robert Schwankl (Grattersdorf), Thomas Straßer (Hunding) und die stellvertretende Bürgermeisterin Maria Gruber (Lalling). Werkleiter ltd. Baudirektor Hermann Gruber nahm sich persönlich einen Tag lang Zeit, um den Besuchern zu zeigen, was mit unserem Trinkwasser passiert, bevor es daheim aus den Wasserhähnen läuft.

Andrea Rechenmacher von Waldwasser (l.) führte die Besichtigungsgruppe durch das Labyrinth von überdimensionalen Rohrleitungen der Waldwasser-Erlebniswelt Flanitz, mit dabei Werkleiter Hermann Gruber (r. vorne) und die Bürgermeister Robert Schwankl (hinten v. r.), Robert Bauer und Thomas Straßer.

Erste Anlaufstation der Besichtigungstour war das neue Wasserwerk in Moos: Landrat Bernd Sibler begrüßte die Teilnehmer als Vorsitzender des „Zweckverbandes Wasserversorgung Bayerischer Wald“, der 1963 gegründet wurde. Mit einem Versorgungsgebiet von über 8.000 km², was über 10% der Grundfläche Bayerns entspricht, sei man schließlich der größte Wasserversorger Bayerns. Mit einem Leitungsnetz von rund 900 km werden über die 50 Hochbehälter in sieben Landkreisen etwa 500.000 Menschen in 200.000 Haushalten mit bestem Trinkwasser versorgt. „Man muss also keine schweren Trinkwasser-Kunststoffflaschen schleppen, unser Trinkwasser ist hervorragend und kommt aus der Wasserleitung“, so Werkleiter Gruber. Demnächst wird auch die Stadt Plattling angeschlossen, dann liefert Waldwasser jährlich rund 14 Millionen m³ Trinkwasser.

Als erster kommunaler Trinkwasserversorger hat die Wasserversorgung Bayerischer Wald sein Trinkwasser unter der eingetragenen Marke „waldwasser“ schützen lassen.

Mit dem neuen Wasserwerk in Moos entstand in nur dreieinhalbjähriger Planungs- und Bauzeit Europas modernstes Wasserwerk, das die Versorgungssicherheit für die Menschen im ostbayerischen Raum mit gesundem, weichem Trinkwasser in Zukunft weiter stärkt. Durch die neue Technik kommt auch die Bevölkerung südlich der Donau mit Wasser aus dem Trinkwassergewinnungsgebiet Moos in den Genuss von weichem Wasser, mit vielen Vorteilen für jeden einzelnen Haushalt: Einsparung von Kosten durch Reduzierung von  Reinigungs- und Waschmittel und Wegfall des Betriebes von eigenen Enthärtungsanlagen bei stabilem Waldwasser-Preis. Wasser aus der Flanitz und Wasser aus Moos werden normalerweise nicht gemischt, jedoch besteht technisch die Möglichkeit, bei Ausfall eines Wasserwerkes vom jeweils anderen Werk versorgt zu werden.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Hunding ging es am Nachmittag weiter in den Bayerischen Wald zur Trinkwassertalsperre bei Frauenau: Hier werden im etwa 70 m tiefen Stausee, dessen Staudamm von 1976 bis 1984 mit einem Bauwerksvolumen von 2,5 Millionen m³ errichtet wurde, rund 22 Millionen m³ Wasser gespeichert. Gleichzeitig wurde die Trinkwasseraufbereitungsanlage Flanitz errichtet. Die Wasserversorgung wäre auch zwei Jahre lang gesichert, wenn es (theoretisch) keine Niederschläge mehr gäbe. Die Talsperre umgibt ein 30 km² großes, überwiegend bewaldetes Trinkwasserschutzgebiet.

Die Schalt- und Kontrollzentrale des Max-Binder-Wasserwerks in Flanitz mit dem schematischen Ablauf der Trinkwassergewinnung von Waldwasser.

Letzter Teil der Besichtigung war das Max-Binder-Wasserwerk in Flanitz, benannt nach dem früheren Landrat von Regen, der als Visionär die flächendeckende Wasserversorgung zunächst des Bayerischen Waldes im Verbandsgebiet in Angriff nahm. Ein Unternehmen, das anfangs nicht nur Befürworter fand, sondern in der Bevölkerung zunächst sehr kritisch gesehen wurde. Andrea Rechenmacher führte die Besucher fachkundig durch die „waldwasser-Erlebniswelt Flanitz“. Eine Reise zurück an den Anfang von Raum und Zeit, wo vor Milliarden von Jahren Wasser entstanden ist, beeindruckte ebenso wie das Lybyrinth von überdimensionalen Rohren und riesigen Filterbecken. Auch die Steuerungstechnik ist einmalig: Mit selbstentwickelter Software werden heute nicht nur die eigene Wasserversorgung, sondern auch über das Verbandsgebiet hinaus bayernweit Wasserversorgungsanlagen betrieben und überwacht.

Die Besuchergruppe war begeistert von den Eindrücken des ganzen Tages. „Man ist gewohnt, dass Trinkwasser aus unseren Wasserhähnen läuft, aber das sehe ich jetzt mit etwas anderen Augen“, so ein Teilnehmer. Bürgermeister Robert Bauer bedankte sich abschließend bei Hermann Gruber und Andrea Rechenmacher für die interessanten Führungen, ebenso wie bei den Teilnehmern für ihr Interesse. „Die Versorgung unseres Gebietes mit gesundem Waldwasser ist in Zukunft dank der Weitsichtigkeit der Verantwortlichen auch über längere Trockenperioden hinweg gesichert.

Text und Fotos: Bernhard Süß