In den letzten Tagen wurde in der Alten Straße in Schaufling ein kleines, unscheinbares Gebäude abgebrochen, dessen wechselvolle Geschichte selbst vielen Schauflingern nicht bekannt ist.
Das Gebäude wurde ursprünglich als Waschhaus für die östliche angrenzende Schule gebaut. 1905 wurde wegen der zahlreich zu erwartenden Arbeiter für den Bau des Lungensanatoriums Hausstein auf Ersuchen der Gemeinde in Schaufling eine Gendarmeriestation eingerichtet. Die Gemeinde stellte eine Arrestzelle zur Verfügung. Eingerichtet wurde sie im Waschhaus durch Einziehen einer Wand. Ob und wie oft sie Verwendung fand, ist nicht überlieferliefert. Nach Fertigstellung des Sanatoriums war die Arrestzelle nicht mehr notwendig. Während des Ersten Weltkrieges wurden in dem Gebäude französische Kriegsgefangene untergebracht, die bei den Bauern in der Landwirtschaft mithelfen mussten. Der damalige Schulleiter Emil Janik schlug dem Gemeinderat vor, mit den Kriegsgefangenen eine Wasserleitung für die Ortschaft zu bauen, stieß damit aber bei den Ratsherren aber auf wenig Gegenliebe. Der Vorschlag wurde mit der Begründung ablehnt, dass für den Lehrer keine Wasserleitung gebaut wird.
Eine erneut andere Verwendung fand das Gebäude nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Kanzlei der Gemeinde befand sich zu dieser Zeit im angrenzenden, alten Schulhaus. Die Räumlichkeiten wurden aber für eine Lehrerwohnung gebraucht, weshalb die Kanzlei ins frühere Waschhaus umgesiedelt wurde, wo allerdings wenig Platz zur Verfügung stand. Es sollte ja eigentlich eine Notlösung ein. Es änderte sich allerdings gut ein Jahrzehnt nichts. Gemeindeschreiber und Bürgermeister mussten mit den eigentlich nicht zumutbaren Räumen Vorlieb nehmen. Auch die Gemeinderatssitzungen fand auf engstem Raum in dem Gebäude statt. 1955 rang sich der Gemeinderat zu der Erkenntnis durch, dass dieser Zustand auf Dauer nicht tragbar ist. ES dauerte allerdings weitere sieben Jahre, bis nach Überwindung großer Probleme im Zuge der Baumaßnahme Bau eines neuen Schulhauses auch ein neues Gemeindehaus in Angriff genommen wurde. Die älteren Bürgern sicherlich noch bekannte Gemeindeschreiberin Fanny Martin durfte in die neue Kanzlei einziehen.
Das alte Schulhaus mit Waschhaus wurde an eine Privatperson veräußert. Das ehemalige Waschhaus diente später als Werkstatt.

Das ehemalige Gemeindehaus vor dem Abbruch, rechts der Eingang zur Verwaltung, links zur Arrestzelle
Text: Andreas Schröck, Foto: Sigurd Wagner